Der Fremde, Albert Camus

Jack Shakespearow/23. April 2021/Klassische Literatur
Der Fremde, Albert Camus - Buchrezension

Der Fremde, Albert Camus - Buchrezension

Buchbesprechung: Der Fremde

Autor: Albert Camus

Gesamtbewertung:

Zusätzliche Informationen:

  • Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch
  • Originaltitel: L’Étranger
  • Rezensent hat das Buch gelesen: 3 Stunden
  • Anzahl der Seiten: 160

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Ist eine Verurteilung das Schlimmste, was kommen kann?

Der absurde Fall von Herrn Mersault in Camus‘ Roman „Der Fremde“ ist ein Beispiel für die Absurdität des menschlichen Daseins. Das Buch besteht aus zwei Teilen und beschreibt das Leben vor und nach einem Mord. Ein Mann wird verurteilt, aber letztlich wird seine Tat nach seinem langfristigen Verhalten beurteilt. Der Hauptgrund für die Verurteilung seiner Gefühllosigkeit ist, dass er bei dem Begräbnis seiner Mutter nicht geweint hat. Aber was waren seine Gründe?

Inhalt

Die Handlung beginnt in einem Altersheim während der Beerdigung der Mutter der Hauptfigur. Die Umgebung, in der sich Herr Mersault befindet, ist für ihn traumatisch, nicht nur, weil er den Tod seiner Mutter verkraften muss, sondern auch seine eigene Lebenseinstellung ist gelinde gesagt seltsam. Nach dem Begräbnis kehrt er in die Stadt zurück, wo er sich mit einem Nachbarn anfreundet, der ihm verheimlicht, dass er ein Zuhälter ist, was sonst alle wissen. Bei einem gemeinsamen Ausflug mit Freunden passiert am Strand jedoch etwas Unerwartetes. Der Zuhälter aus der Nachbarschaft wird von einer Gruppe von Arabern verfolgt. Als Mersault nach einem Handgemenge auf einmal eine Pistole in die Hände fällt, zögert er nicht, sie zu benutzen und feuert einen tödlichen Schuss ab. Danach verpasst er dem Leichnam grundlos vier weitere Kugeln. Warum er das getan hat, weiß jedoch nicht einmal er selbst. Seine Freundin Maria ist von seiner Unschuld überzeugt, und obwohl sie weiß, dass er den Mord zweifellos begangen hat, setzt sie sich für ihn ein. Im Gefängnis, wo Mersault auf sein Urteil wartet, ist er trotz allem überzeugt, dass er unschuldig ist und freigesprochen wird. In der realen Welt, in der er wegen Mordes angeklagt ist, wird er zu einem Fremden, aber in seinem Inneren spürt er Unrecht und Entfremdung.

Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß nicht. Ich habe ein Telegramm vom Heim bekommen: «Mutter verstorben. Beisetzung morgen. Hochachtungsvoll.» Das will nichts heißen. Es war vielleicht gestern.Albert Camus
Der Fremde, Albert Camus - Leseprobe

Rezension

Das vom Autor beschriebene sinnlose Verhalten wirft viele Fragen über die Gesellschaft auf. Nach welchem Schlüssel sollen die Menschen beurteilt werden? Ist es richtig, sie als gut oder böse zu betrachten? Und wer ist der gute? Das ein so ernstes Thema behandelt wird, noch dazu der Mord an einem Araber, ist in der heutigen Zeit mehr als aktuell, auch wenn die Hauptfigur aus keinem besonderen Grund gemordet hat.

Albert Camus autor
Am Abend hatte Marie alles vergessen. Der Film war dann und wann komisch und dann wieder wirklich zu dumm. Sie hatte ihr Bein an meinem. Ich streichelte ihre Brüste. Gegen Ende der Vorstellung habe ich sie geküsst, aber schlecht. Nach dem Kino ist sie mit zu mir gekommen.Albert Camus

Dieses schmale Büchlein liest sich fast wie von selbst und dass auch dank der besonderen Gabe von Albert Camus. Nicht nur die Erzählweise des Autors und die präzise formulierten Gedanken, sondern auch die Beschreibungen des seelischen Zustandes sind ein Meisterstück der Weltliteratur. Obwohl die Handlung nicht sehr umfangreich ist, hat man vollständigen Einblick in die eigentümliche Persönlichkeit des Protagonisten und kann selbst ein Urteil fällen. Die zugespitzte Absurdität von Camus‘ Roman „Der Fremde“ ist philosophisch mit seinem Essay „Der Mythos des Sisyphos“ verwandt. Also ein Klassiker, eine Pflichtlektüre, aber auch ein einzigartiges literarisches Erlebnis. In „Der Fremde“ ist alles da, was uns als Menschen prägt.

Pluspunkte und besondere Merkmale

  • zeitloser Roman
  • rasante Handlung
  • wenige Charaktere
  • wenige Beschreibungen
  • viele anregende Gedanken
  • großartiger Erzählstil

Für wen ja

  • für Liebhaber klassischer Bücher
  • für Leser, die aktiv mitdenken wollen
  • sowohl für Männer als auch für Frauen

Für wen nicht

  • für Moralisten
  • für Romantiker

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Jack Shakespearow

Jack Shakespearow ist ein Meister der Worte. Das Schreiben verleiht ihm Flügel. Auf den Flügeln der Fantasie entdeckt er das Unbekannte, er betrachtet die Welt aus der Vogelperspektive und beschreibt ihre vielen Farben, Menschen, sowie große und kleine Dinge dieser Welt. Da sein letzter Gedichtband Hungry as a Writer keinen guten Absatz findet, machte er aus Rezensionen und Blogs für uns einen Zuverdienst. Und die kann er wirklich gut.

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